Die Wörter “Digitalisierung” und “Digitale Transformation” werden in unserer heutigen Welt extrem inflationär verwendet und von vielen Menschen vollkommen unterschiedlich interpretiert. Für den Einen bedeutet Digitalisierung, dass er seine IT-Abteilung modernisiert. Für einen Anderen, dass er ein Startup kauft, um das eigene mittelständische Unternehmen mit der neuen Expertise versorgt. Fakt ist: Wer sein Unternehmen nicht auf die Veränderungen des digitalen Wandels hin ausrichtet, den wird es zukünftig nicht mehr geben. Wie der Prozess nachhaltig gelingt, gehen wir in dem Beitrag näher darauf ein.
ZUr Digitalisierung gehören mindestens zwei Bausteine: IoT und AI
- Zwischen IoT und AI gibt es eine Wechselwirkung
- Kosten für Künstliche Intelligenz sinkt, die Qualität steigt
- Adaptive Intelligence hebt das Internet der Dinge auf eine neue Stufe
- Anwender profitieren von erhöhter Sicherheit und sinkenden Betriebskosten
Smarte Sensoren fungieren dazu als Bindeglied der beiden Technologien.
Sputen müssen sich derzeit vor allem die Firmen angesichts der technologischen Veränderungen. Vorsorgende Unternehmen und deren Manager warten mit ihrer Reaktion nicht darauf, dass der Tsunami der Disruption Ihre Ufer erreicht. Kluge Firmen bereiten sich auf die Disruption vor, bevor sie da ist. Gemeint ist die kombinierte Disruption aus Artificial Intelligence (AI) und dem Internet of Things (IoT). Denn diese wird unser persönliches und geschäftliches Leben in einer dramatischen Weise umgestalten, die für die meisten Unternehmen heute schwerlich in vollem Umfang weder vorstellbar noch begreifbar ist.
Das klingt überaus dramatisch - und dass an dieser Stelle bereits ein paar Mal das Wort "Disruption" fiel, spiegelt seine Wichtigkeit in dem Zusammenhang wider. Die Dramatik mag dem schwierigen Ringen um Aufmerksamkeit für das spezifische Thema geschuldet sein. Denn an sich sind die Entwicklungen ja in aller Munde.
Disruption ist das Modewort schlechthin geworden. Die "Digitalisierung", "digitale Transformation" oder "digitale Revolution" schwebt als Überdynamik über allem. Mit ihr einher geht die Automatisierung samt der Sorge vor massivem Arbeitsplatzverlust durch Roboterisierung. Und das Internet der Dinge erscheint mit diesen Megatrends auf gleichsam natürliche Weise verwoben, gerade wenn man an die Industrie 4.0 denkt.
Womöglich geht in all dem Getöse um diese epochalen Themen der Aspekt der Künstlichen Intelligenz manchmal etwas unter. Zum einen, weil die Diskussion oft um Industrieroboter und Automatisierungssoftware kreist - Anwendungsbeispiele also, in denen die Maschinen offenkundig unter der Intelligenzschwelle operieren. Zum anderen, und darauf weist PwC in einer Studie explizit hin, gibt es bisher unter dem Etikett AI viele Lösungen, die ihren praktischen Nutzen in der Vergangenheit nicht wirklich unter Beweis stellen konnten. Freilich tut sich auf diesem Gebiet aktuell eine Menge, so dass für viele Anwender an AI künftig kein Weg mehr vorbei führt.
Die Fortschritte in diesem Bereich liegen einerseits in Faktoren wie einer sinkenden Kostenkurve und einer Reifung der zu Grunde liegenden Technologien wie mobiler Konnektivität, Cloud-Infrastruktur, der Verbreitung von Sensoren, Machine Learning-Software und Storage. Andererseits lässt sich die inhaltliche Entwicklung in drei Stufen beschreiben:
- Assisted Intelligence: Automatisiert werden Aufgaben, die sich wiederholen - beispielsweise Prozesse in Fabriken.
- Augmented Intelligence: Die Natur der Aufgaben wandelt sich und es gibt einen wechselseitigen Informationsaustausch zwischen Mensch und Maschine. Beispiele hierfür sind Analysen der Geschäftsstrategie, die Machine Learning nutzen, oder smarte Entscheidungsunterstützung in Kliniken.
- Autonomous Intelligence: Auf dieser letzten Ebene sind Entscheidungen automatisiert und die Maschinen lernen fortlaufend hinzu, etwa beim autonomen Fahren oder bei Smart Investment
Die rapiden AI-Entwicklungsschritte führen zu einer Konvergenz mit dem IoT. Diese geht sogar so weit, dass AI unverzichtbar für das Internet der Dinge wird. Die Kernkomponenten des IoT - Konnektivität, Sensordaten und Robotics - werden letztlich zu der Anforderungen an alle 'dummen' Geräte führen, intelligent zu werden. In anderen Worten: Das IoT braucht smarte Maschinen. Es gibt also einen Bedarf an AI. Beim IoT geht es primär "nur" um Daten - der Währung des digitalen Zeitalters. Daten sind aber nur nutzbar, wenn sie verfolgbar sind. Und dafür müssen sie um Kontext und Kreativität ergänzt werden. Mit anderen Worten: Das IoT benötig "Connected Intelligence" - und hier kommt eben AI ins Spiel.
Aber das funktioniert in Deutschland nicht so wirklich - warum eigentlich? Ein paar wenige Punkte lassen uns verzweifeln...
Die Angst vor dem Scheitern
Viele Deutsche haben leider eine extreme Angst vor dem Scheitern. Anstatt mit einer ersten Strategie einfach loszulegen, setzen wir auf eine Kommission und darauf aufbauend rein zur Sicherheit eine Runde Design Thinking.
Diese Maßnahmen sind für sich genommen ja gar nicht falsch und der eine oder andere weitere Impuls kann sicherlich nicht schaden; aber oft dauert bei uns deswegen alles so unendlich lange - man will ja eben nicht scheitern. Niemand will das wirklich gerne.
Die Angst vor Fehlern ist bei uns hierzulande tief in den Köpfen verankert und hindert die Entscheidungsträger daran, etablierte Prozesse zu verändern. Dieser Umstand in Kombination mit “Das haben wir schon immer so gemacht!”-Denkweise erzeugt eine nicht endende Paralyse für das gesamte Unternehmen, was aufgrund des möglichen Potenzials mehr als schade ist.
Mangelnde Geschwindigkeit
Aus Angst vor Fehlern kommt dann noch ein weiteres Problem dazu: mangelnde Geschwindigkeit. Prominente VC-Investoren haben erfolgreiche Startups untersucht und der wirklich zentrale Faktor war nicht die Idee, das Produkt oder das Team, sondern das Timing. Ein falscher Zeitpunkt lässt sich nur schwer kompensieren. Die Unternehmen müssen also selbst schnell sein, um überhaupt die Chance zu bekommen, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.
Zu klein gedacht: Gestartet, um zu scheitern
Der nachfolgende Punkt ist allerding der wichtigste: Oftmals fehlt einfach bereits der Wille, die Ergebnisse aus einer erfolgreichen Machbarkeitsstudie in die Realität zu übertragen und zu skalieren - Sehr oft scheitern die Vorhaben also, weil es sich lediglich um Vorzeige-Projekte handelt, hübsch zum Vorzeigen, aber viel zu klein und kurzfristig gedacht. Oftmals findet dabei die Digitalisierung nur um der Digitalisierung Willen statt, aber es wird kein ganzheitlicher Ansatz verfolgt. Hier und da werden ein paar Euro investiert oder gar ein internes Innovation Lab finanziert. Da das Ganze aber nichts oder wenig abwirft, wird es nach einem kurzen Zeitraum wieder eingestellt und man versteckt sich hinter der Aussage, es ja versucht zu haben. Diese Projekte werden also oftmals nur gestartet, um sie wenig später grandios scheitern zu lassen.
Digitale Transformation mit voller Kraft
Die erfolgreiche digitale Transformation wird mit einer großen Investition auf allen Ebenen angetrieben, was Faktoren wie Budget und Manpower einschließt. Dazu zählt es auch, dass alle Beteiligten größer und ambitionierter denken und wie ein Startup versuchen müssen, DAS grundlegende Problem einer ganzen Branche zu knacken. Es sollte der Minimal-Anspruch der Geschäftsleitung sein, durch die Digitalisierung ein neues Geschäftsfeld zu erschließen, welches den Unternehmens-Umsatz verdoppelt und damit die Kraft hat, das Unternehmen in das neue Zeitalter zu tragen.
Natürlich haben die wenigsten Unternehmen das notwendige Budget, um praktisch nebenbei einen gleichwerigen Geschäftszweig aufzubauen. Und hier kann die Geschäftsleitung trotzdem in Richtung digitale Transformation gehen und beispielsweise für seine Kernprodukte einen Online-Konfigurator inklusive begleitender Prozesse aufzubauen. Dadurch kann er zunächst den Kundenzugang für das Thema gewinnen, um im Anschluss dann weitere Komponenten und Hersteller daran anzudocken. So macht sich das Unternehmen von seinen eigenen Kernprodukten unabhängiger.
Die Digitalisierung ist für jedes Unternehmen, ganz egal welcher Größe, eine echte Herausforderung. Sie ist oft unbequem und offenbart gnadenlos Versäumnisse der Vergangenheit. Genau deswegen wird auch oftmals von sehr alteingesessenen Unternehmenslenkern der Aufbruch in diese neue Zeit de facto boykotiert. Die Digitalisierung ist für jedes Unternehmen machbar ist, wenn man die oben genannten Hindernisse in die Planung dazu mit einbezieht und mit einer durchdachten Strategie angeht. Wenn man dann noch an sein Unternehmen, die Branche und die eigenen Mitarbeiter glaubt, dann stehen einem alle Möglichkeiten offen.
Die drei Schritte zur Digitalisierung
Schritt 1 – Optimierung des Kerngeschäft: Bestehende Vertriebskanäle werden durch digitale Tools verbessert
Schritt 2 – Digitale Geschäftsexpansion: Beispielsweise wird das bestehende Handelsgeschäft erweitert durch E-Commerce und Expansion in andere Länder
Schritt 3 – Digitales Neugeschäft: Aufbau eines komplett neuen Geschäftsmodells innerhalb der bestehenden Branche, welches zumindest das Potenzial hat, das existierende Geschäftsmodell zu disruptieren
Im Detail sind folgende Minimalpunkte beachtenswert, um erfolgreiche Arbeit abliefern zu können:
- Themen
Zunächst bedarf es einer internen Bestandsaufnahme und Einsortierung bestehender Ideen sowie bereits existierende Digital-Initiativen oder gar Digital-Projekte sowie deren Einsortierung zu den jeweiligen drei Schritten, um überhaupt einen Überblick zu erhalten bzw. mangelhafte Ausgewogenheit festzustellen. - Roadmap
Als Nächstes braucht es eine Roadmap und die Unterstützung der Geschäftsleitung, um ein erstes, erfolgversprechendes Projekt vorzuziehen, denn Erfolg schafft Vertrauen - in der Unternehmensleitung ebenso wie in der Belegschaft. Das Projekt selbst soll entweder das Kerngeschäft optimieren (Schritt 1) oder die digitale Geschäftsexpansion vorantreiben (Schritt 2). Ein neues, digitales Geschäftsmodell zu bauen (Schritt 3), eignet sich in diesem Fall nicht, da das Risiko für einen schnellen Erfolg nicht im mindesten kalkulierbar ist. - Digital-Team gründen
Im nächsten Schritt ist die Gründung einer eigenen Digital-Unit sinnvoll, die aus externen Partnern und internen Mitarbeitern bestehen kann. Wichtig für den Erfolg sind klare Verantwortlichkeiten und eine starke Rückendeckung für die handelnden Personen vom Vorstand und/oder Geschäftsführung. Das wird besonders bei unpopulären Entscheidungen, wie etwa im Rahmen eines Personalumbaus, wichtig. Cross-funktionale, interdisziplinäre Teams bestehend aus externen und internen Mitarbeitern bilden oftmals die besten Teams. Der Grund: die Kombination aus branchenfremdem und brancheninternem Know-how sorgt dafür, dass sich bereits gebildete Denkblasen auflösen. - Fokus
Wichtig ist eine klare Zielsetzung und ein spitzer Fokus der Unit: Dieser sollte voll und ganz auf dem ersten Projekt liegen. Denn: Quick-Wins führen intern zu einer schnelleren Akzeptanz für Digital-Initiativen. - Erfolg sorgt für Akzeptanz und weiteres Scaling
Im nächsten Schritt kann das Produkt nun flächendeckend ausgerollt und skaliert werden. Skalierung im großen Stil ist ein ganz entscheidender Faktor, der in der Planung von vornherein bedacht werden sollte. Außerdem können bei frühen Erfolgen direkt weitere Projekte angegangen und die Digital-Unit somit ausgebaut werden.
Ohne Rückendeckung kein Digitalisierungs-Projekt
Die Digitalisierung ist bereits in vollem Gange und definitiv nicht aufzuhalten. Für jedes Unternehmen – ganz egal welcher Größe – bedeutet das: Ärmel hochkrempeln und mit der Arbeit anfangen. Dabei kann der Erfolg eines ersten kleinen Projektes sehr schnell für die Akzeptanz im Unternehmen sorgen und die Tür zur Skalierung des Projektes öffnen. Wichtig ist dabei die Rückendeckung durch den Vorstand und eine eigene Digital-Unit mit Personen, die sich im digitalen Ökosystem auskennen. Ist die Rückendeckung nicht vorhanden, muss entsprechende Aufklärungsarbeit im Vorfeld geleistet werden. Nur ein überzeugter Vorstand ist auch tatsächlich offen für Veränderung.
Die Digitalisierung ist eine große Chance – wenn man diese ernst nimmt und wirklich ergreift!